Naturräumliche und biologische Rahmenbedingungen

PROBLEMSTELLUNG
Fließgewässer waren seit jeher Transportwege für den oberirdischen Abfluss des Wassers vom Festland zum Meer. Mit fortschreitender Zivilisation wurden viele Gewässer den Anforderungen des Menschen angepasst. Um sich an ihnen ansiedeln und ihre wirtschaftlichen Kapazitäten nutzen zu können, war und ist es notwendig sie gewissermaßen unter Kontrolle zu bringen. Diese ökologisch bedeutenden Eingriffe werden verstärkt hinterfragt, und führen einerseits zu einem aktiven Bewusstsein im Umgang mit Naturräumen, und andererseits zu einem Widerspruch zu den ökonomischen Motiven des Menschen. Die sich für den Planer daraus ergebende ökologische Gratwanderung kann nur unter Berücksichtigung der konkreten, lokalbezogen Kriterien bewältigt werden, wenn die Wechselbeziehung zwischen Ökologie und Ökonomie verstanden wird (siehe Abb. 1 und 2 - Wasserkraftnutzung einst und jetzt). Die Anwendung von ökologischen Maßnahmen darf daher nicht darüber hinweg täuschen, dass das damit erreichte Ergebnis in jeden Fall ein künstlich erzeugtes ist.
 
 
AUFGABENSTELLUNG
Eine Gewässerverbauung besitzt sehr häufig gravierende Auswirkungen auf die ökologische Funktionsfähigkeit des Fließgewässers. Insbesondere im städtischen Bereich gibt es eine Vielzahl an zu berücksichtigenden technischen Kriterien um die Funktion (die Sicherheit) der Stadt zu gewährleisten, was es umso schwieriger macht ökologische Aspekte zu rechtfertigen. Der Wienfluss in seiner derzeitigen Situation ist ein Produkt von hochwassertechnischen Überlegungen, welche zu einer (städtebaulichen) Isolation des Flussbeckens geführt haben (siehe Abb. 3 und 4). Durch verschiedene Maßnahmen (Vergrößern der Retentionsbeckenvolumina, neuer Wiental-Sammelkanal), wurde bzw. wird die Hochwassermenge um ca. 40% gesenkt und das Überfließen der Schmutzwasserkanäle in den Wienfluss verhindert. Gleichzeitig versucht man im Bereich von Hadersdorf, einen so genannten renaturierten Zustand herzustellen, und das Flussbecken selbst neuen Nutzungen zuzuführen (Geh- und Radweg). D.h. es werden zunehmend Überlegungen angestellt, ob der Wienfluss neben der Ableitung von (Hoch-)Wasser, auch andere städtebauliche Funktionen übernehmen kann. Die im folgenden ausgeführten naturräumlichen und biologischen Rahmenbedingungen, sollen die Komplexität der Fließgewässerökologie verdeutlichen. Es darf vorweggenommen werden, dass (insbesondere im städtischen Bereich), die Berücksichtigung von ökologischen Aspekten äusserst schwierig ist, und deren Umsetzung sehr bald an den “funktionellen Kriterien” der Stadt scheitert.
 
 
        


QUELLE:
HÜTTE, M.: Ökologie und Wasserbau; Berlin, Parey-Buchverlag, 2000
RUDOFSKY, B.: Architektur ohne Architekten; 1982
GUINESS SUPERLATIVES LTD.: Guinness Buch der Rekorde 1986 (S.172); Deutsche Ausgabe, Frankfurt/M., Ullstein, 1985
MAGISTRAT DER STADT WIEN - MA 45: Der neue Wienfluss (S.12); Wien, Typographische Anstalt, 2001